Botho Strauß: Trilogie des Wiedersehens

Schaubühne am Halleschen Ufer, Berlin-Kreuzberg 01/1978

Botho Strauß schrieb das in der Schaubühne in einem Nebenraum einer Kunstgalerie spielende Stück mit treffsicherem Gespür für den damaligen Zeitgeist. Das Publikum saß in der Raumbühne von Karl-Ernst Herrmann nicht etwa an einer Bühnenkante, sondern gleichsam mittendrin und die Inszenierung von Peter Stein verband Akteure und Zuschauer unmittelbar. Es gab keine Bühnenkante, der Gang der vordersten Reihe und die Szenenfläche schmolzen zusammen. Die Werkstätten der Schaubühne am Halleschen Ufer erstellten homogene senkrechte Flächen durch eine nahtlose Textilbespannung vor holzrahmengefassten Gipskartonwänden. Eine kaum sichtbare Stoßkante zeigt die Teilung der Decke. So konnte der hintere Teil der Decke für ein anderes Stück abgefahren werden und bildete dann dessen erhöhte Bühne. Die Szenenfläche und der Gang der ersten Reihe lagen auf der Höhe der fest eingebauten Bühne, die ersten Reihen der Spielstätte wurden somit überbaut.Die Konstruktion der Tribüne auf der Längsseite mit statischer Berechnung verantworte der Werkstättenleiter Jürg Steiner. Er entwarf auch räumliche Fachwerke als nicht sichtbare Deckenüberkonstruktion in teilweise fahrbarer Ausführung. Dass dieses Stück gleichsam sein erster Galerieraum war, wurde erst retrospektiv klar, denn es war der Genius Karl-Ernst Herrmanns, der es verstand, Theater und Galerie in einem Raum zu vereinen. Störten die riesigen Profilscheinwerfer? Doch wir waren Theaterleute, die damaligen Leuchten in Galerien nahmen wir nicht für voll – und es ging ja nur vordergründig um die Kunst, sondern vielmehr um die Schauspieler.

Das erste Bild ist von Ruth Walz, die anderen sind von Harry Croner

Dokumentation Trilogie des Wiedersehens