Museumserweiterung – Sonderausstellungsfläche

Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund 02/1993

Das Dortmunder Büro Gustav Schulze baute über einer Tiefgarage ein Bürohaus für städtische Verwaltungen. Dem Museumsdirektor Wolfgang E. Weick gelang es, das Erdgeschoss des an sein Haus grenzenden Neubaus für Sonderausstellungen zu mieten und das Museum um 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf insgesamt 5500 Quadratmeter zu erweitern.
Ausgehend von den Gegebenheiten des Rohbaus, galt es, Wandflächen zu schaffen, um die neuen Räume museumsgerecht gestalten und ihrer Struktur und Verbindung nach dem Publikum eine klare Wegführung anbieten. Den Raum dominierten unregelmässige Stützenreihen – letztlich ein Unding für eine Ausstellungshalle. Jürg Steiner, der den Umbau leitete, funktionierte die Stützen in nutzbare Wandpfeiler um und synchronisierte deren Abstände mit dem regelmässigen Raster der Lichtinseln. Hinter den Schaufenstern wurde ein mobiles, teilweise mit mattiertem Glas ausgefülltes Wandsystem installiert. Durch diese Trenntüranlagen aus Glas wurde die Möglichkeit geschaffen, die dem räumlichen Nutzungskonzept entsprechenden Bereiche herzustellen, ohne jedoch die Räume in ihrer optischen Verbindung zu beeinträchtigen.

Des Weiteren wurden die Wände von allen irritierenden installationstechnischen Einrichtungen freigehalten, um dem Ausstellungsgut einen möglichst störungsfreien Entfaltungsraum zu geben. Lichtschalter sind aufgrund des eingesetzten Beleuchtungssystems nicht notwendig, Steckdosen wurden so tief wie möglich platziert, Klimaraumfühler und Bewegungsmelder wurden an den Rändern und in den Ecken platziert. Selbst die notwendige Fluchttür zum Platz von Amiens wurde in das vorgefundene Glasfenster integriert, somit wieder ein Stück Wandfläche gerettet und die sonst kaum nutzbare Südwand zu einer Museumswand gemacht. Die raumhohe Schaufensterfassade zum Königswall und zur Hansastrasse muss auch in Hängefläche umgewandelt werden können, ohne von außen den Eindruck eines verbauten Fensters entstehen zu lassen. Gleichzeitig soll unverfälschtes Tageslicht in den Raum gelangen können, um die Möglichkeiten einer aus Tages- und Kunstlicht konzipierten Beleuchtung der Exponate zu erhalten. Die neu geschaffenen Hängeflächen basieren auf dem für Vitrinen und Stellwände entwickelten System und genügen damit dem doppelten Anspruch, größtmögliche Variabilität mit einheitlicher Raumkonzeption zu vereinbaren. An einem unter der Decke angebrachten Stahlfachwerkträger können wahlweise Elemente mit Glas- oder Holzflächen angedockt werden, deren Maße mit denen der Vitrinen und Stellwände kompatibel sind. Der Einsatz von Glasflächen in der Vertikalen kann durch inszenierte Einblicke die Neugier der Passanten wecken und zusätzliches Tageslicht in den Innenraum einlassen. Von der Straßenseite her sind die Systemwände auch als Informationsträger nutzbar. Ihr Abstand zur Schaufensterfront ist groß genug, um Plakate oder ähnliches auch in diesem Zwischenraum zu beleuchten zu können.
Die Verbindung der neuen Räume zum Altbau wurde mit einem flachen Podest und durch die Verwendung des gleichen Fußbodens optisch hervorgehoben. Eine Unterflurbeleuchtung markiert den Übergang zu den neuen Räumen, mit dem vorgefundenen Oberlicht wird zwischen den beiden Häusern eine Ruhezone als Bindeglied eingerichtet. Die innovative Glastüranlage unterstreicht noch einmal die Verbindung bei der Bauten und lädt zum weiteren Erkunden des Museums ein.