›Sonnenrad‹ nabenloses Riesenrad

Kokerei Zollverein, Essen 05/1999

Muss der Gedanke, im Ruhrgebiet ein Riesenrad zu bauen, nicht sinnvollerweise die Welt über und unter Tag erlebbar machen? Und muss die Maschine deswegen nicht notwendigerweise ohne zentrale Nabe gedacht werden? Diese Fragen beantwortete das ›Sonnenrad‹ als Teil der Ausstellung ›Sonne, Mond und Sterne – Kultur und Natur der Energie‹ 1999.
Ein quer versteifter Druckring aus zwei Quadratstahlrohren 260/260 mm ist mit 128 Seilen nabenlos verspannt. Das Rad fährt in die Batterie hinein und verschwindet im Dunkel der Koksöfen. 14 Kabinen befördern jeweils 6 Personen, die auf vier Stationen zu- und aussteigen können. Drei Stützrollensätze im Bauch der Kokerei tragen die Lasten ab, zwei Lenkrollensätze über Tage stabilisieren den Ring.
Die emblematische Fahrkunst als Zeugnis der Mobilität des Reviers ziert 2016 die Briefmarke der Weihnachtskarte der Stiftung Zollverein, in deren Verwaltung der Komplex inzwischen übergegangen ist (letztes Bild).
Das ›Sonnenrad‹ soll auch als Beispiel innovativer Denkmalpflege betrachtet werden, lässt die Konstruktion doch die beiden Längsseiten der Koksofenbatterien – zur Ausdrückmaschine und zum Löschgleis – ungestört, zeigt aber Interessierten das Innere der Anlage, die durch die Inaugenscheinnahme in Ihrer Funktion erst verstanden werden kann.

Bauherrin
IBA Emscher Park GmbH, Prof Dr. Karl Ganser, Henry Beierlorzer

Dank
Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, Prof. Dr. Gottfried Korff, (Ausstellungsleitung ›Sonne Mond und Sterne); Winfried Knierim (Bauhütte Zeche Zollverein XII); Thorsten Altefrohne (Projektleiter); Sybille Fanelsa (Feuer und Flamme GmbH)

Design
Entwurfsplanung: Jürg Steiner mit Thorsten Altefrohne, Hasso von
Elm, Felix Schwarz, Till Westermann, Mauro Hein, Anke Schorsch

Ausführung
Queck Stahlbau GmbH, Düren

Statik
Ludwig und Weiler, Augsburg

Stadt Essen als zuständige Denkmalbehörde
Dr. Petra Beckers

Fotografien
Werner Zellien, Michael Rasche, Jürg Steiner, Stiftung Zollverein, Till Westermann