Abteilung Musikinstrumente (Wettbewerb)

Dauerausstellung – Deutsches Museum München 07/2013

Die Grundzüge der Ausstellungsgestaltung sind in einem dualen Prinzip zu erkennen: An erster Stelle stehen die Exponate, die in den drei Ausstellungssälen gemäß unserem Prinzip ›Ausstellungs- gestaltung ist die Verschmelzung von Thema mit Objekten und Ort‹ integriert und verortet werden.
An zweiter Stelle steht die Vermittlung von Hintergrundinformationen wie beispielsweise Klangbeispielen, da ohne diese die ›stummen‹ Instrumente dem breiten Publikum schwer zugänglich sind. Diese mediale Ebene steht den Exponaten in dienender Funktion zur Seite.

Einige Gedanken zum Ausstellen der Handinstrumente:
Die mit den Händen gehaltenen und mit Händen oder Mund gespielten Instrumente sollten wo möglich in Ihrer richtigen Lage im Bezug auf den abwesenden Musiker gezeigt werden. Hier verweisen wir auf das Konzept von Georges Henri Rivière (1897–1985) genannt ›le magicien des vitrines‹ (der Zauberer der Vitrinen). Er kreierte in Frankreich im Zusammenhang mit ethnologischen Sammlungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ›La muséographie du fil de Nylon‹ (Museologie des Nylonfadens) zur Erläuterung von musealisiertem Gebrauchszusammenhang ›Ce sont les objets qui ont la parole‹ (Den Objekten gehört die Ansprache): Dieses Konzept ist am deutlichsten im Raum B zu erkennen, in dem ein Symphonieorchester nachzuempfinden ist, indem Instrumente – wo nötig auch Hilfsmittel wie Geigenbogen oder Trommelstöcke – unterstützt durch textliche und mediale Erläuterungen zum Sprechen gebracht werden.

Raum A
Die Musikinstrumentensammlung ist in drei Ausstellungssälen untergebracht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein anthrazitfarbener Bodenbelag – zum Beispiel aus Linoleum – fasst diese Räume als Einheit innerhalb des Deutschen Museums zusammen und macht sie als gesonderten Bereich für das Publikum ablesbar. Um eine bessere Sicht vor allem auf die Tasteninstrumente zu ermöglichen, schlagen wir vor, das Niveau für das Publikum in den Musiksälen um 12 cm anzuheben. Die Instrumente verleiben auf dem Bestandsboden. Das Anheben des Niveaus hat außerdem den Vorteil, dass alle Module problemlos an Strom und andere Medien angeschlossen werden können. Der Höhensprung macht auch die Grenze zwischen Publikumsbereich und Exponaten deutlich, eine psychologische Barriere wird geschaffen – besser als bei gleichem Niveau, wie im jetzigen Bestand oder mit erhöhten Podesten für die Ausstellungsstücke – und schützt die Instrumente im Verbund mit niedrigen Glasbarrieren vor unbedachtem Berühren. Die Glasbarrieren halten zuvorderst Kleinkinder vom Drang zum Anfassen der Instrumente ab und vermitteln Erwachsenen einen klaren Hinweis. Die Glasbarrieren sind an einzelnen Stellen einfach zu öffnen, um das Spielen der Instrumente auf einem niedrigen Hocker zu ermöglichen.
Die einzelnen Module werden zu vertieften Inseln zusammengefasst und mit einer Glasbrüstung gegen Zugriff geschützt. An den Ecken der Inseln kommen gläserne Texttafeln und Vitrinen zur Aufstellung. Die Modultexte und Objektbeschriftungen werden auf mattiertes Trägermaterial gedruckt und abriebfest auf der Vorderseite der Gläser angebracht. An der repräsentativsten Ecke befindet sich der Modultext. Die Modultexttafel ist 2,00 m hoch und 0,60 m breit, daran schließt sich rechtwinklig eine 0,30 mm breite Tafel an, die für die englische Übersetzung bestimmt ist.

Raum B
Im Raum B findet eine Orchester-Installation ihre Aufstellung. Die Module 7 und 8 werden in die Räume zwischen Raum A und Raum B verlagert, so dass der ganze Raum B vom Modul 6 bespielt werden kann. Die Orchesterinstrumente werden nach ihrer Position in der Aufstellung eines Symphonieorchesters in Einzelvitrinen präsentiert. Sie werden in einer Spielposition aufgehängt. Stühle in den Vitrinen helfen beim Verstehen dieser Position und lassen zusammen mit dem Instrument den Musiker virtuell erscheinen. Zwischen den Einzelvitrinen ist genügend Raum um die Exponate von allen Seiten zu betrachten. Die Frontgläser der Vitrinen und damit das jeweilige Instrument sind auf das Dirigentenpult ausgerichtet, die Seitengläser nehmen die Informationen zum ausgestellten Instrument auf. Das Konzept vereinigt ein Großbild zum Verständnis der Polyphonie mit einer Vertiefung für die einzelnen Instrumente.
An einer Medienstation an der Stelle des Dirigentenpultes können vertiefende Informationen zum Thema Orchester gewonnen werden. Hier kann das Publikum ein virtuelles Orchester dirigieren. Während man sich beispielsweise ein Orchesterstück anhört, leuchten die gerade gespielten Instrumente auf. Man kann aber auch gezielt Instrumente anwählen und Klangbeispiele hören. An den Raumwänden erhält das Publikum Informationen zu den Erfinderwerkstätten.

Wege und Gänge
Gemäß Anlage 2 der Aufgabenstellung gilt ›für alle Wege durch die Ausstellung ist eine Mindestbreite von 2,40 m anzusetzen.‹ Dieser Vorgabe folgen wir in der Form, dass es durch die Räume immer einen Weg in dieser Breite gibt.
Unser dramaturgisches Konzept verlangt in Anlehnung an die Versammlungsstättenverordnung die Hinzufügung von Gängen: ›Bei Rettungswegen von Versammlungsräumen mit nicht mehr als 200 Besucherplätzen und bei Rettungswegen im Bühnenhaus genügt eine lichte Breite von 0,90 m.‹ (Verordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten (Bayern) vom 2. November 2007. Diese Anforderung gilt auch gemäß DIN 18024-2 (Türen für Rollstuhlfahrer) ›Türen müssen eine lichte Breite von mindestens (Fertigmaß) 90 cm haben.‹
Durch dieses Unterscheidung von ›Wegen‹ und ›Gängen‹ kann ein spannender Ausstellungsablauf von Übersichtswegen und Vertiefungsgängen erlebt werden.

Medienkonzept
Zu Gunsten der Präsentation der Originalinstrumente wird in der Dauerausstellung ›Musikinstrumente‹ des Deutschen Museums in München auf einen breiten Einsatz von Medienstationen, vor allem virtueller Art, verzichtet. So wird einer möglichen Konkurrenz zwischen den Originalen und den Medienstationen entgegengewirkt. Eine Ausnahme bildet die Orchesterinstallation im Raum B.
Vertiefende Informationen und Erläuterungen sowie Klangbeispiele erhält das Publikum über ein mobiles Endgerät beispielsweise das eigene Smartphone, Tablet oder den Audio-Video Guide des Museums. Über einen QR-Code, der bei den Objekttexten zu finden ist, wird man auf die Homepage des Deutschen Museums geleitet, wo die entsprechenden Informationen hinterlegt sind. Wahlweise wäre die Erstellung einer museumseigenen App denkbar.

Vorteile
– Geringe Anschaffungs- und Wartungskosten, da das (junge) Publikum die Hardware mitbringt.
– Die Inhalte stehen jedermann zur Verfügung. Ein Museumsbesuch kann gezielt vorbereitet oder auch nachbereitet werden.
– Die Änderung von Inhalten kann ohne Rücksicht auf bereits vorhandene Hardware oder Möbel vonstatten gehen.
– Das Erscheinungsbild der Ausstellung verändert sich nicht.
– Interaktive Medienstationen treten auch optisch nicht in Konkurrenz zu den Originalen.

Es ist möglich auf die besonderen Bedürfnisse der Besucher einzugehen, indem man beispielweise alternative Rundgänge anbietet. In Kinderhöhe angebrachte QR-Codes ermöglichen einen kindgerechten Ausstellungsrundgang parallel zum ›Erwachsenen-Rundgang‹. Auch die Präsentation der Ausstellung in verschiedenen Sprachen wird erleichtert.

Da jeder Besucher an seinem eigenen Endgerät Klangbeispiele etc. hört, stört er andere Besucher nicht. Es kommt kaum zu Geräuschemissionen.

Alle Animationen und virtuellen Demonstrationen stehen beliebig vielen Besuchern gleichzeitig zur Verfügung. An klassischen Medienstationen – wie beispielsweise Touchscreens – können in der Regel max. 2 Personen gleichzeitig arbeiten. Dies entspannt den Besuch der Ausstellung vor allem für Gruppen und Schulklassen.

Der barrierefreie Zugang zu den Ausstellungsinhalten wird deut- lich vereinfacht.

Beleuchtung
Ein zentrales Momentfür die Neufassung der Dauerausstellung ›Musikinstrumente‹ im Deutschen Museum München ist der Dialog zwischen natürlichem und künstlichem Licht. Den Räumen ent- sprechend werden eine Art Kronleuchter vorgeschlagen, im Raum A an den Stellen der bisherigen Leuchten, im Raum B an vergleichbaren Positionen. Diese Leuchten bestehen aus einer innenmattierten Verbundsicherheitsglasplatte mit neun kreisrunden Bohrungen, in die mattierte Glaskugeln eingelegt werden. In diesen Kugeln stecken LED-Reflektorlampen in entsprechenden Fassungen. Durch Drehen der Kugeln kann die direkte Abstrahlung auf die Objekte gerichtet werden, das Nebenlicht erhellt die Kugeln und sorgt für einen diffusen Allgemeinlichtanteil. Durch Auswahl verschiedener Leuchtmittel ist der Anteil an gerichteter und diffuser Strahlung zu gewichten. Die futuristischen Lichtkuppeln im Raum C eigenen sich hervorragend als Überbau für die Musik des 20. Jahrhunderts und werden in die Gestaltung des Raumes einbezogen.

Projektart
VOF Verfahren für die Leistungen zur Ausstellungsgestaltung der Dauerausstellung

Auslober
Deutsches Museum München
Abteilung Musikinstrumente

steiner.ag – Arbeitsgemeinschaft für Architektur und Design
Prof. Jürg Steiner, Architekt BDA

Mitarbeit
Dipl.-Ing. Andreas Froncala
Dipl.-Ing. Markus Ringpfeil