Museum für Islamische Kunst (Wettbewerb)

Ausstellungsgestaltung im Pergamon-Museum Berlin 02/2013

Der Vorschlag setzt sich aus drei Grundelementen zusammen, dem „Horizontalglassturz“, dem zentralen Multifunktionsmodul sowie dem Kommunikationsdesign.  So werden alle Arten von Sammlungsobjekten unabhängig von ihren Abmessungen konservatorisch umsichtig im richtigen Kontext ausstellbar und sind von Nahem reflexfrei zu betrachten.

Horizontalglassturz
Die sechs großen Wandflächen werden mit einem glatten Hartputz in Sandsteinoptik, angelehnt an Ruhrsandstein, verputzt. Stranggepresste Profile bilden feine horizontale Fugen um Konsolen oder Teppichaufhängungen sicher aufzunehmen. Unten und oben spannen Konsolen über die ganze Breite, versehen mit Stromschienen an der Kragarmspitze. Objekte lassen sich problemlos einrichten und ausleuchten. Nach der Einrichtung fährt der Horizontalglassturz so vor die Wand, um davor einen eigenen, 0,70 m tiefen Luftraum zu bilden. Das Fahren geschieht durch einen Raupenantrieb, der seine eigene Fahrbahn schafft, um so Schienen im Boden zu vermeiden und dennoch die Lasten flächig zu verteilen. Die langsame Bewegung (ca. 2 cm/s) erfordert keinen starken Motor und ist mittels Fernbedienung steuerbar. Der Glassturz besteht aus einem umlaufenden kräftig dimensionierten Rahmen aus abgekanteten Stahlblechprofilen. Das Glas ist hängend eingebaut, um sich so bei einer minimalen Stärke (VSG aus 2 x 4 mm ESG) nicht zu wölben.Zwei bis drei vertikale Glasstöße werden beinahe unsichtbar verklebt. Eine dem Publikum zugewandte Holzfläche – in diesem Saal sollte helles Akazienholz zur Anwendung kommen – presst die Glasflächen an die Stahlkonstruktion. Eine Erwärmung im Vitrineninnenraum ist durch die Verwendung von LED-Lichtquellen nicht zu erwarten.

Multifunktionsmodul
Der erhabenen Ruhe der Wandgestaltung entsprechend lassen sich in der Raummitte unterschiedlich nutzbare Teilmodule zu einem Ganzen fügen. Flachvitrine für Teppiche, Pultvitrinen für Kalligraphien, Touch Screen Tische, Informationstische und Sitzmöbel formen ein Ganzes ohne den Raum zu
zergliedern.

Kommunikationsdesign
Die verschiedenen Hierarchien des grafischen Auftritts treten fein austariert auf: Das Leitsystem weist in den Leibungen klar den Weg, die Raumtexte erscheinen gleich einer Supraporte über der Türen und deuten in die richtige Richtung. In der Großvitrine sind Gruppentexte mit wiederkehrenden Kartenbildern zur geografischen Verortung der gezeigten Objekte zu erkennen. Die Objektbeschriftungen liegen beleuchtet und gut lesbar auf einem schrägen Pult in der Großvitrine.

Der Horizontalglassturz ist aus finanziellen Gründen nicht für alle Räume des Museums für Islamische Kunst beispielhaft, sondern kann überall dort eingesetzt werden, wo unterschiedliche, zu schützende Materialien zusammen auszustellen sind.

Ort
Museum für Islamische Kunst
Urbane Eliten und das osmanische Reich
Ostflügel des Pergamonmuseums,
Raum 3.116

Projektart
Wettbewerb für die Ausstellungsgestaltung im Pergamon-Museum Berlin, VOF-Verfahren

Auslober
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und Staatlich Museen Berlin Preußischer Kulturbesitz

Arbeitsgemeinschaft
steiner.ag, Prof.Jürg Steiner
Ott + Stein Gestaltung, Prof. Nicolaus Ott

Mitarbeit
Prof. Rolf Eusterschulte
Dipl.-Ing. Andreas Froncala
Dipl.-Des. Kolja Thomas
Produkt-Des. Colin Steiner